Satellitenkonzert Tonhalle-Orchester Zürich

Die Komponistin Anna Thorvaldsdottir
Satellitenkonzert Tonhalle-Orchester Zürich
Zeit Freitag 29. November 2024
18:00 – 21:30
Venue Tonhalle Zürich
Claridenstrasse 7
CH-8002 Zürich
Genre Concert
Teilnehmende
  1. Tonhalle-Orchester Zürich
  2. André de Ridder
  3. James McVinnie
  4. Anna Thorvaldsdóttir
  5. Nico Muhly
  6. Daníel Bjarnason
  7. Roy Ranen
  8. Sebastian Ortega
Programm

18:00 Tonhalle Zürich / Kleine Tonhalle
Künstlergespräch und Kammermusik

Roy Ranen – Klavier
Sebastian Ortega – Violoncello

Anna Thorwaldsdóttir: «Scape» (2011) für Klavier solo
Anna Thorwaldsdóttir: «Transitions» (2014) für Violoncello

19:30 Tonhalle Zürich / Grosse Tonhalle

Tonhalle-Orchester Zürich
André de Ridder – Leitung
James McVinnie – Orgel

Anna Thorwaldsdottir: «Catamorphosis» (2020) für Orchester
Nico Muhly: «Register» (2017) Konzert für Orgel und Orchester
Daníel Bjarnasson: «Emergence» (2011–2016)für Orchester

Beschreibung

«Register» heisst das Orgelkonzert, das der Amerikaner Nico Muhly für den britischen Organisten James McVinnie geschrieben hat. Die beiden kennen sich schon lange – und teilen ihre Begeisterung für den englischen Renaissance-Komponisten Orlando Gibbons. Ein paar Akkorde aus einer «Pavane» von Gibbons waren denn auch der Ausgangspunkt für dieses Werk. Dazu dirigiert André de Ridder passend zum Saisonschwerpunkt des Tonhalle-Orchesters zwei Werke aus Island: Im Werk «Catamorphosis» von Tonhalle Creative Chair Anna Thorvaldsdottir geht es um die Natur und den klimatischen Wandel, um Hoffnung und Verzweiflung. Und Daníel Bjarnasons «Emergence» zeigt nicht zuletzt, wie leise ein grosses Orchester spielen kann.


WERKKOMMENTARE


Anna Thorwaldsdottir: «Catamorphosis» (2020) für Orchester

Inspiration für «CATAMORPHOSIS» war die zerbrechliche Beziehung, die wir zu unserem Planeten haben. Die Aura des Stücks ist gekennzeichnet durch den kreisenden Strudel der Emotionen und die Intensität, die mit der Tatsache einhergehen, dass es zu spät sein wird, wenn sich die Dinge nicht ändern. Es besteht die Gefahr der völligen Zerstörung - eine Katastrophe. Kern des Werks ist ein ausgeprägtes Gefühl der Dringlichkeit, das sich multipliziert durch die Verschiebung und den Sog zwischen verschiedenen polaren Kräften: Macht und Zerbrechlichkeit, Hoffnung und Verzweiflung, Erhaltung und Zerstörung.
Das Verhältnis zwischen Inspiration und rein musikalischen Gefühlen und Methoden verschiebt sich für mich an einem bestimmten Punkt im kreativen Prozess eines jeden Werks. Die Kerninspiration liefert die anfängliche Energie und die strukturellen Elemente für ein Stück. Dann beginnt die Musik von selbst zu atmen und sich auszudehnen. Im Entstehungsprozess von «CATAMORPHOSIS» wurde dieser Punkt besonders deutlich und greifbar, da er sich mit einem Ereignis deckte, das dramatische Auswirkungen auf unser Leben und unsere Realität hatte. Der Gedanke des Notstands war bereits in die Musik integriert, und als Gegengewicht dazu gab es ein Gefühl der Hoffnung und des Glaubens. Der meditative Zustand des Seins, der notwendig ist, um sich zu fokussieren, um zu erhalten und zu bewahren, was im Leben wirklich zählt, wurde ebenfalls immer wichtiger und lieferte eine weitere Ebene der Inspiration.
«CATAMORPHOSIS» ist ein ziemlich dramatisches Stück, aber es ist auch voller Hoffnung. Vielleicht können wir irgendwo zwischen dem Natürlichen und dem Unnatürlichen, zwischen Utopie und Dystopie, ein Gleichgewicht in und mit der Welt um uns herum finden.

- Anna Thorwaldsdóttir

Biografie Anna Thorwaldsdóttir


Nico Muhly: «Register» (2017) Konzert für Orgel und Orchester

«Register» für Orgel und Orchester ist eine von vielen Zusammenarbeiten zwischen mir und dem Organisten James McVinnie, einem meiner ältesten Freunde. Ich habe die Orgel immer als eine frühe Form des Synthesizers betrachtet, bei der das Hinzufügen und Entnahmen von Klängen zu plötzlichen Stimmungs- bzw. Registerwechseln führt. Wie in der Sprache können Veränderungen in Ton und Stil in der Musik subtil oder schrill sein. In diesem Werk befinden sich die Orgel und das Orchester in einer lebhaften und intimen Konversation miteinander und gegeneinander, mit plötzlichen Nebengeräuschen und schnellen Richtungswechseln. Das Stück ist um drei verschiedene Akkordzyklen herum aufgebaut: der erste gross und aufstrebend, mit leicht bedrohlichem Gestus; der zweite hell, absteigend und brillant; und der dritte ein funkelndes Perpetuum mobile, in dessen genetischer Vergangenheit eine Pavane in g-Moll von Orlando Gibbons (1583-1625) steckt, einem Komponisten, mit dessen Musik Jamie und ich eine lebenslange Liebesbeziehung verbindet. Trotz der enormen Möglichkeiten der modernen Orgel endet das Stück mit einem Blick auf die jakobinische Zeit, mit Streichern, die ohne Vibrato spielen, und der Orgel in ihrem kleinsten, zurückhaltendsten Register.

– Nico Muhly

Biografie Nico Muhly


Daníel Bjarnasson: «Emergence» (2011–2016)für Orchester

Daniel Bjarnasons stimmungsvolles Orchesterwerk «Emergence» schwankt zwischen frenetischen Wirbelstürmen aus Kontrapunkt, sich langsam aufbauenden Klängen, die an die Entstehung des Universums erinnern, und üppigen Streicherpassagen, bis es sich schliesslich in den Weiten des Weltraums verliert.

– HIGHRESAUDIO

Das Stück «Emergence» des isländischen Komponisten Daníel Bjarnason lässt die Hörer:innen in eine Art Bewusstseinsstrom eintauchen, der die ausführliche Beschäftigung des Komponisten mit Pop und klassischer neuer Musik widerspiegelt.

– Esprit Orchestra

Dieses Stück trägt den treffenden Titel «Emergence» (zu Deutsch: Auftauchen, Entstehung). Das unaufhaltsame Fortschreiten der zugrundeliegenden Harmonien suggeriert eine ausgedehnte, bereits existierende Form, die genau in diesem Moment in Erscheinung tritt. Doch während diese Harmonien irgendwo unter der hörbaren Oberfläche des Stücks beständig bleiben, manifestieren sie sich im Vordergrund in einer Reihe von vagen Angriffen, Verzögerungen und Vorwegnahmen.

– Bedroom Community

Biografie Daníel Bjarnason

Produktion: Tonhalle-Orchester Zürich

Photo Credit Saga Sigurdardottir
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