Binha Haase

Binha Haase
BiografieKÜNSTLERIN SONIC MATTER_VIDEO LOUNGE

Meine künstlerische Arbeit umfasst Video, Film, Installation und Musikperformance. Als klassisch ausgebildeter Musiker spielen Klänge, aber auch Kompositionen in der Musik für mich eine wichtige Rolle. Ich betrachte sie nicht nur als Ausdrucksmittel oder künstlerisches Medium, sondern interessiere mich auch für ihren sozio-politischen Kontext. In meinem Video "en travesti" beschäftige ich mich mit der Praxis der geschlechtsübergreifenden Instrumentation, die in der Operngeschichte seit Jahrhunderten üblich ist. In meinem Film "ritornel" erzähle ich die Geschichte eines nordkoreanischen Geigers während seines Studienaufenthalts in Berlin. Meine Musikperformance "conductress" thematisiert die Erfahrungen von Musiker*innen in Spitzenpositionen der klassischen Musikszene und in dem Video zur Beethoven-Performance "Alle Sinne für die Siebte" untersuche ich die politische Ebene von Beethovens siebter Sinfonie. Beethovens Meisterwerk, so meine musiktheoretisch und -historisch fundierte These, thematisiert die Befreiungskriege von der napoleonischen Herrschaft und reflektiert kritisch die Rolle der Machthaber aus der Perspektive der europäischen Aufklärung. Klanglich spielt für mich die menschliche Stimme eine wesentliche Rolle, die ich so einsetze, dass sie sowohl auf der klanglichen Ebene wirkt, als auch ihre symbolische Bedeutung offenbart. In dem Video "popfem" werden die Stimmen von rechtsextremen Schauspielern in der Montage so manipuliert, dass sie feministische Inhalte rezitieren. In "conductress" sind es die eigenen Stimmen der Musikerinnen, die von ihren Erfahrungen in einem oft männerdominierten Berufsleben erzählen. Auch in der Video- und Soundcollage "en travesti" greife ich das Medium der Stimme auf, indem ich fünf historisch häufig gegengeschlechtliche Arien zu einer zwischen den Geschlechterrollen oszillierenden Figur zerschneide. Inhaltlich verhandle ich oft queer-feministische Themen wie in "#popfem", "conductress" oder "en travesti".

Mit meiner Arbeit möchte ich aktuelle gesellschaftliche Themen in die Öffentlichkeit tragen. Daher suche ich stets nach einer individuell auf die Themen zugeschnittenen Formensprache, die sowohl ästhetisch anregend als auch aufschlussreich ist. Ich konfrontiere mich und meine Arbeiten immer wieder mit fremden, manchmal widersprüchlichen Perspektiven, um mich komplexen Themen zu nähern. Meine Arbeit basiert auf umfangreichen Recherchen und vielen Interviews, was sich in dem oft dokumentarischen Charakter meiner Werke widerspiegelt. Dazu gehören filmische Arbeiten wie "conductress", "popfem", "ritornel" oder mein Stop-Motion-Dokumentarfilm "at night the rats do sleep".

ZUM WERK
#popfem (2016)
Eine Videoarbeit von Sara Glojnarić & Binha Haase #popfem befasst sich mit rechtsradikalen, misogynen und antifeministischen Bewegungen auf YouTube und transformiert deren Aussagen in ihr Gegenteil. Grundlage sind die Videos dieser Bewegungen, welche bestimmt sind von Frauenhass und antifeministischer Hetze als ein Resultat von Fehlinformationen/grundlegendem Missverständnis und einer allgemeinen, unreflektierten Phobie. Dieses Videomaterial haben wir in der Montage so manipuliert, dass die Vertreter*innen dieser Bewegungen letztlich eine Auswahl feministisch gesinnter Texte zu unserer Meinung nach aktuellen und relevanten Themen für (westliche) Frauen unserer Zeit zitieren (Recht auf Abtreibung, "rape culture" und internalisierter Sexismus). Dabei gehen wir methodisch wie unsere Protagonist*innen vor - es wird Fremdmaterial aus seinem ursprünglichen Kontext gelöst und so neu zusammen gesetzt und präsentiert, dass es die eigene Ideologie bestätigt.
Link
  1. Website Binha Haase
Zurück