LIMBO & ALPSEGEN | |
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Zeit |
Sonntag 04. Dezember 2022
17:00 – 20:00 |
Venue |
Kunstraum Walcheturm
Kanonengasse 20 CH-8004 Zürich |
Genre | Closing concert |
Teilnehmende | |
Beschreibung | 16:20 – Einführung Geeignet für alle, die gern ausgiebig lauschen und schauen. Die Veranstaltung findet teilweise im Freien statt. Bei schlechter Witterung informieren Sie sich bitte unter www.sonicmatter.ch über Aktualisierungen. Es kommen Stroboskoplichter und Rauch zum Einsatz. |
Programm | «LIMBO» (2022) Marie Delprat – Elektronik
«Ring» (2022) Antoine Läng – Stimme, Lautsprecher, Megaphon |
Beschreibung | Räume sind hybride Wesen. Limbus zum Beispiel, dieser mythologische Ort, der Himmel und Hölle vereint und Zeit und Raum auflöst, weil dort niemand weiss, wohin es geht und wann. Ein Ort der Möglichkeiten, den «LIMBO» mit einem audiovisuellen Verwirrspiel öffnet und einmal kräftig durchschüttelt. Die Umkehr liefert «Ring», indem es Räume weitet: Zum Abschluss des Festivals entlässt es das Publikum mit einer ganz eigenen Form des Alpsegens – dem traditionellen Älplerruf, der sich durch das Bergecho ausbreitet und alle Lebewesen, die er erreicht, beschützt. |
Beschreibung | Marie Delprat, Thomas Giger, Stanislas Pili & Maxime Le Saux: «LIMBO» (2022)
«Sich in einem Zustand extremen Bebens wiederzufinden,
In Dantes «Göttlicher Komödie» ist der Limbus ein unbestimmter Ort, an dem diejenigen Seelen ausharren müssen, die nicht gesündigt haben, aber nicht ins Paradies gelangen können, weil sie nie getauft wurden. Allgemeiner ausgedrückt bedeutet der Limbus einen ungewissen, unentschlossenen Zustand. Mit «LIMBO» stellt sich das Kollektiv um Marie Delprat der Herausforderung, das Thema des Unrepräsentierbaren anzugehen: Die Darstellung eines imaginären Raums, eines mythischen und unwirklichen Ortes – eines Limbus. Die Arbeit stützt sich auf die Bühne als «Heterotopie»: ein Konzept des Philosophen Michel Foucault, nach dem es Ort gibt, die mehrere, eigentlich miteinander unvereinbare Orte in sich aufnehmen können. Die immersive Klanginstallation «LIMBO» formt in diesem Sinne den Bühnenraum und besetzt ihn, indem sie ihm immer neue Werte und Interpretationen zuschreibt, die es ihm ermöglichen, auf unterschiedliche Arten zu existieren. Dabei wird ein Raum geschaffen, der das Publikum vollständig einbezieht. Das Eintauchen in dieses ganz eigene Universum macht die Räumlichkeit und Materialisierung von Klang erfahrbar. Damit will die Installation den Limbus, der eigentlich nur in seinem religiösen oder übertragenen Sinn existiert, greifbar machen. Dazu macht sie sich gesamte metaphorische Kraft zunutze, die dem Begriff des Limbus und seinen Konnotationen innewohnen. Dieser eigentlich als «Vorhölle» bekannten Ort, der von jeder gewöhnlichen Zeitlichkeit und Räumlichkeit losgelöst ist, wird durch die Installation zu einem Raum, in dem Klänge und Bilder dem Betrachter alle Möglichkeiten der Vorstellungskraft erst eröffnen. *Konzept, Musik: Marie Delprat, Musik: Stanislas Pili, Szenografie, Anouck Genthon, Jason Kahn, Olga Kokcharova & Antoine Läng: «Ring» (2022)
Der Titel «RING» nimmt Bezug auf die jahrhundertealte Ostschweizer Tradition des «Betrufs» oder «Alpsegens»: ein tägliches Ritual in Form eines Gebets, das die Hirten in den alpinen Gebieten im Sommer in die Berge singen. Der Segen soll dem Gebiet und allen belebten und unbelebten Dingen, die vom Klang umhüllt werden, Schutz gewähren. Die Form des Gebietes oder «Rings», an das sich der Segen richtet, ergibt sich daraus, wie weit der Klang sich, unterstützt durch die akustischen Eigenschaften des Berges, sein Echo und seinen Nachhall, ausdehnen kann. Die Performance «RING» verlagert einige Elemente dieses alten alpinen Rituals in den urbanen architektonischen Kontext des Zeughausareals und erforscht dabei, wie Klanghandlungen spezifische Beziehungen zu einer Umgebung herstellen können. Megaphone und tragbare Lautsprecher ersetzen die traditionell verwendeten Trichter, um Stimmen, Umgebungsgeräusche oder elektronische Klänge an der Grenze zwischen Akustik und Elektroakustik zu verstärken. Dabei untersucht «RING» ortsspezifisch, wie Instrumentalklänge und Umgebungsgeräusche zu hybriden Territorien verschmelzen, neue Klangtopografien bilden und gemeinsam zu Musik werden können. Das Publikum ist eingeladen, den sich durch die verschiedenen Orte der Installation zu bewegen oder einfach an einem Ort zu verweilen und Teil der Komposition zu werden, indem es seine Aufmerksamkeit auf bestimmte Klangereignisse richtet. |
Photo Credit | Dixence Landscape, Maria Trofimova |
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